Sommerzeiten sind auch Zeiten zum Nachdenken. Günstigstenfalls finde ich. Hier einige Aspekte, Fragmente eher, die mir in diesen Sommerzeiten zu denken geben. Nebst ihren zeitlichen Auswirkungen. Und nebst dem, was das bedeuten könnte im Sinne der eigenen zeitlichen Stimmigkeit und Resilienz bei alledem, was uns das Leben und die Welt so besch(w)ert.
Störungen haben Vorrang
Ich habe diesen Satz aus der Themenzentrierten Interaktion von Ruth Cohn in diesem Blog und bei meiner praktischen Arbeit oft genutzt – und ihn immer wieder hin und her gewendet. Dabei kam gelegentlich Erhellendes und auch mal Gestörtes heraus. Sie ist halt ambivalent, die Störung.
An dieser Stelle möchte ich den Satz verstanden wissen als das, was wir uns selbst (be-) ständig antun – und dabei wähnen, es werde uns angetan: medial, individuell, politisch, gesellschaftlich undsoweiter. Denn es geht ja immer weiter in der Problemgetriebenheit, die in einen bedrohlich anmutenden Problemstrudel zerrt. Wir stehen am Abgrund – mindestens. Oder sind schon einen Schritt weiter in unserem gestörten Sturz ins Bodenlose. Da sind sich die meisten der selbst oder anders berufenen Expert:innen einig. Studien, heutzutage unverzichtbar, liefern sicher dazu die gewünschten Bestätigungen. Das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung formuliert es wie üblich trefflich und pointiert: „Die Zeichen des Untergangs sind überdeutlich: Klimaschützer bringen den Verkehr zum Erliegen, Bären, Wölfe und als Wildschwein verkleidete Löwen stehlen Campingurlaubern die Bratwurst, und jeden Moment könnte Habeck vor der Tür stehen, um unbescholtenen Bürgern eine Zwangswärmepumpe einzubauen. Und dann noch die Fußballerinnen: Statt Weltmeister zu werden, wie man es als gebührenzahlender Fernsehzuschauer erwarten darf, scheitern sie an Ländern, die das Kaiserreich nicht mal als Kolonien gewollt hätte. Kein Tag ohne neue Hiobsbotschaft, die den Deutschen den Schlaf und die Freude an der neuen Gasheizung raubt. Die Stimmung ist mies, so mies, dass Pessimisten in Verzückung geraten.“ O.k., das ist ein spezieller sprachlicher Duktus – Streiflicht eben. Aber es ist Wesentliches gestreift, hinter dem sich auch im Ernst des Lebens Bedrohliches und – ja auch – Böses verbirgt. Denken Sie an die Sätze, die Herr Höcke im Sommerinterview zur Inklusion an Pflichtschulen in Deutschland von sich gab. Gekonnt formuliert auf der Klaviatur des „Unmenschen mit den Mitteln einfühlsamer Menschlichkeit“ (so Armin Nassehi in seinem Montagsblog). Oder Sie denken an anderes, was da so aufpoppt, wenn Sie mal wieder auf den Bildschirm starren und irgendwas reinkommt. Da kannst du ständig zum Gestörten werden. Um dies dann, was leider (zu) viele tun, auch kommentierend im Modus der Skandalisierung weiter zu befeuern. Was das Störfeuer weiter anfacht.
Zeitlich führt diese Dauererregtheit dazu, dass es immerzu und jederzeit zu emotionalen und zeitlichen Polarisierungen und Fragmentierungen kommt. Emotional aufgewühlt, schiele und recherchiere ich weiter, was es „dazu“ sonst noch gibt in den unendlichen Weiten des Netzes. Obwohl ich gerade „eigentlich“ etwas anderes vorhatte. Und schon bin ich im Hamsterrad ein Stück schneller unterwegs. Das beklagen viele, tun aber auch oft viel dazu, dass das munter so weitergehen kann. Gestört eben, so könnten distanzierte Beobachter:innen leichterdings und schlaumeierisch anmerken. Aber die interessante Frage heißt: Gestört – mit Bezug auf was? Gestört mit Bezug auf ein Thema, auf die eigene Resilienz, die Welt oder was es auch immer noch als Nummer größer gäbe.
Stopp!
Das „Stopp!“ wäre für vieles die Alternative. Es würde bedeuten, sich zeitlich und emotional zu begrenzen. Gute Gelegenheit eigentlich, jetzt in der ausklingenden Sommerzeit. Probieren Sie es doch mal mit ein wenig „digital Detox“ – es muss ja nicht gleich der ganze Urlaub oder das umfassende Programm für den Wiedereinstieg in die Arbeit sein 😉 Und versuchen Sie es mal damit, wieder längere Gespräche mit lieben Menschen über ausschließlich schöne und anregende, interessante Themen zu führen. Und wenn dann jemand Einwände erhebt und wieder ins Störungsmuster fällt, dann leiten Sie fragend zurück ins ressourcen- und lösungsorientierte Gefilde. Ist mal wieder ganz was anderes. Wie gestört ist das denn?
Dramatisierungen und Drastifizierungen
Da sind wir mittendrin mit den Störungen. Aber dass diese normal geworden sind (bzw. genau genommen, die Beobachtung der Welt auf Störungen hin), schreit nach Steigerung. Selbst das Sommerwetter, das so schön anfing, wird nach dem ersten (vorher so nie dagewesenen) Unwettern und ganz grundsätzlich ab 30° ärgerlich. Es entsteht der Eindruck, dass sich manche Zeitgenoss:innen von diesem Wetter zutiefst persönlich angegriffen fühlen. Im Gegenzug behandeln sie es derart vorwürflich, als sei es (das Wetter, sic!) herzlos gegenüber Geschöpfen und Gewächsen. Flugs wird es in diesen skurrilen Diskursen dann zum finalen Katastrophenszenario des Klimawandels hochgehandelt. Schlimm, schlimm, schlimm. Katastrophe! „Weltuntergang ist in Deutschland bei jedem Wetterwechsel.“ Meint Stefan Kornelius in der Süddeutschen Zeitung.[1] Es geht aber schon noch schlimmer und noch schlechter. Immer. Dafür werden Begriffe aus der untersten Schublade aktiviert oder neue, noch nie dagewesene erfunden, um das eh schon schlimme noch so viel unendlich schlimmer scheinen zu lassen. Die Kommentarfunktion ist dafür prädestiniert. Kaum ist – schlimm genug – der Regierungsflieger der Außenministerin zum zweiten Male auf einer Reise defekt gegangen (echt blöd gelaufen), wird schadenfroh und hetzerisch beleidigend kommentiert: „Tja, das kommt davon, wenn man den Bürgern vorschreiben will, wie und mit was man zu reisen hat und derbst kein Vorbild dafür zu sein. Aber was will mach schon von einer Küchenhilfe verlangen. Frau Baerbock kann zwar gern weiter im Außenministerium arbeiten, aber bitte in der Kantine.“ Weitere abwertende Geschmacklosigkeit erspare ich uns. Aber es geht sicher noch krasser. Um das zu zeigen, wird immer noch einer draufgesetzt. Keine Beleidigung ist schlimm, keine Schublade unterst genug, um anstandshalber vermieden zu werden. Aber ich bitte Sie. Anstand ist doch eine bürgerliche Kategorie! „Solange die in Berlin keinen Anstand zeigen, holen wir uns die Demokratie zurück …“ Schlimmer geht’s nimmer. Oder doch? Mitten im Sommerloch hat der WDR die Otto-Shows der 70er und 80-er Jahre, die anlässlich des 75sten Geburtstags des Komikers wiederholt werden, mit einem Warnhinweis vor diskriminierenden Witzen versehen. O.k., das ist eine etwas humorlose Intervention (Otto Waalkes dazu: „Vor Komik kann gar nicht genug gewarnt werden.“) Jedenfalls aktivierte dies im Sommerloch die moralische Maschinerie der Empörungsrethorik. Innerhalb kürzester Zeit sind die Kommentare, die auch von ganz rechts außen befeuert werden, in einem Wust von Propagandaunterstellungen öffentlich-rechtlicher Sender, die natürlich durch Rot/Rot/Grün gesteuert werden, Grünenbeschimpfungen, landläufig gewordenen Beimischungen von Öko-Terroristen, Rassismus, Diktatur (Sprachpolizei, Denkverbote usw.) und anderen gerne ins kommunikative Feld geführten Begrifflichkeiten bei Bücherverbrennungen angekommen. Wer sich beim im Sommerloch gerne zitierten „Demokratie-Monitoring“ der Universität Hohenheim fragte, wo denn das Fünftel der Deutschen mit rechtspopulistischem Weltbild ist und wo das Viertel, das glaubt, dass Politik in Deutschland von „geheimen Mächten“ unterlaufen ist und wo das Fünftel, das überzeugt ist, dass Massenmedien die Bevölkerung „systematisch belügen“, wer sich das gefragt hat, weiß es (spätestens) jetzt. Hier empört sich diese Klientel immer weiter und befeuert sich durch Dramatisierungen und Drastifizierungen. Und polarisiert (weiter). Feiner Unterschied: Unsere Gesellschaft ist nicht polarisiert, sie wird polarisiert.
Jedenfalls Empörungen allenthalben. Und dann die Empörung über die Empörung – und dann diejenige über die Empörung über die Empörung (wie gerade jetzt hier). Störung.
Merkscht was? (So fragen manche Schwaben – nicht immer in beraterischer Absicht.)
Das ständige Switchen zwischen unterschiedlichen Themen und deren Kommentierung im Modus von Dramatik und Drastifizierung ist emotional anstrengend. Diejenigen, die es sich reinziehen und zumuten, laufen Gefahr im -/- Modus der transaktionsanalytischen O.K.-Haltungen („Ich bin nicht ok., die anderen sind nicht o.k.“) zu landen: „Ich kann nix ändern und die anderen sind auch alle blöd und unfähig.“ Oder so. Was diesen und jenen Apokalyptikern bleibt, ist oft nurmehr Zynismus, der dann medial multipliziert wird. Die Suppe kocht hoch, die Taktung der medialen Reaktionen beschleunigt sich – und eben mit deren Echtzeit-Wahrnehmung auch diejenige der negativen emotionalen (Dauer-) Wirkung. Das ist echt – und manchem echt zu viel. Das raubt uns – wärs das nur! – die Zeit.
Zudem könnten diejenigen in ihrem Zeitverhalten und dessen kritischen Folgen gefährdet sein, die es nur schwer ertragen können, etwas – noch dramatischeres, noch drastischeres – zu verpassen. Diese vom FoMO-Phänomen („Fear of Missing Out“) geprägten Zeitgenoss:innen kommen durch den hier skizzierten Trend auf eine andere Ebene der unerträglichen Schwierigkeit des Sein-Lassen-Könnens. Sie erstarren im Starren auf den Screen, können kam von ihm lassen. Und wenn dann nur kurz. Sie sind in ihrem Zeitverhalten abhängig. Von zeitlicher Souveränität nichts zu spüren. Das ist dramatisch.
Was tun?
Siehe oben.
Reflexionsüberschuss und Aktionshemmungen
Nachdenken kann anstrengend sein. Dennoch präferieren ganz Scharen von Pädagog:innen und anderen, optimistisch in die Welt blickenden Menschen die Reflexion. Sie setzen auf die Einsicht, die durch kritische Draufschau, durch Differenzierungen, durch die Einnahme anderer Perspektiven immer wieder neu entstehen kann. Reflexionsfähigkeit soll die Ressourcen des neuen, „postmodernen Wissens“ (Lyotard) über dessen riskante Lücken bringen und daraus stimmige Handlungen ermöglichen. Vieles, was wir an Handlungen zu sehen und zu spüren bekommen, deutet darauf hin, dass es – ausgenommen an den viel genannten „Rändern“ – nicht zu wenig, womöglich eher zu viel Reflexion gibt. Kann es das geben?
Ja, kann es. Wenn es in Dauerschleifen der Reflexion führt, die Handlungen verhindern. In gruppendynamischen Lernsettings ist das gelegentlich ein zu beobachtendes Muster. Es wird viel gesprochen, auf hohem Niveau differenziert und reflektiert. Aber es geht nichts vorwärts und nichts rückwärts, weil nichts gemacht wird (worüber wieder viel gesprochen werden kann). Aktionshemmung. Oft wird Zähigkeit und – ja auch das – „Zeitverlust“ beklagt. Reflexion ohne Substanz kann interessant sein, ist aber häufig ein Vermeidungsmuster für (notwendige) Aktionen. Lieblingsintervention des Schreibers in gruppendynamischen Settings: „Es muss erst geschissen werden, bevor drin rumgerührt werden kann.“
Heißt konkret im Transfer: Sachen machen, die wohl bedacht sind, aber nicht überreflektiert. Sie können ja unter Revionsvorbehalt gestellt werden und im angestoßenen Reflexionsprozess optimiert werden. Aber es passiert mal was. Ist ja auch schön, braucht aber von den Aktivisten auch den Mut, mit Unfertigkeiten und manchmal auch mit Fehlern zu leben. Und heutzutage natürlich mit den Polarisierungen, den Abwertungen und dem Spott, die dies entfachen kann. Vielleicht ist das auch ein Aktionshemmnis: Die Angst vor dem, was noch nicht ganz fertige Aktionen auslösen können an Häme und Beschimpfungen. Angemessene Fehlerfreundlichkeit weicht einer Übervorsichtigkeit, deren Konkretisierung Reflexion heißt. Verabreicht – und leider entwertet – im Modus des „Mehr derselben“. Schade eigentlich. Auch für die Zeit.
Als womöglich hinreichend erstverdächtiger Reflexionsjunkie begeistert es mich immer wieder, wenn Menschen einfach machen. Ich erlebe das, wenn Astrid, die als Supervisorin, Mediatorin und Trainerin mit Reflexion ihren Broterwerb bestritt, als Mitleiterin der Tafel in Bad Tölz allsamstäglich abends erschöpft und höchst beglückt nach einem aktionsreichem Tag nach Hause kommt. Dies gilt es, nicht zu vergessen: Zeiten in Aktion können Freude bereiten und froh machen. Also: einfach mal machen. Für eine Reflexion ist es ja bekanntlich nie zu spät.
Im Juni 1994 fand ich dies in meinem Faxgerät (ja!):
Die Postmoderne
reflexiv
refelxiv
relefxiv
relexfiv
riflexev
rixlefev
.
.
.
fix und rev.
Absender war unser damaliger Chef und geschätzter Universitätslehrer und Freund Karlheinz Geißler.
Irgendwie trifft es das schon.
Ende der großen Erzählungen
„Postmoderne bedeutet die Absage an die Einheitsvisionen der großen Meta-Erzählungen der Moderne zugunsten einer radikalen Pluralität im lockeren Geflecht unterschiedlicher Sprachspiele.“ (Orthey 1997, Postmoderne.doc)[2] Heute wurden die meist zu sogenannten Narrativen umgestrickt. Wie auch immer: Das war eine sehr optimistische Interpretation meinerseits. Sie setzte auf die Kraft der Differenz, der Unterschiede, die Unterscheide machen. Reflexion sollte das alles möglich machen. Dissens statt Konsens. „Dissens ist ein Zentralmotiv postmodernen Denkens. Es stellt das Konzept für die Einlösung radikaler Pluralität und – in der Auseinandersetzung mit dem Problem Dissens – die Ermöglichungsvoraussetzung für radikale Pluralität dar.“ (Orthey 1997, Postmoderne.doc) Das Problem enthält die Lösung für die Lösung des Problems. Eine Brise Ästhetik macht das Undenkbare denkbar, sichtbar und möglich. „Ästhetisierung ist eine zentrale Signatur postmodernen Denkens, weil sie andere, angemessenere Wahrnehmungs- und Darstellungsmöglichkeiten eröffnet. Differenz ist das Muster, dessen Wahrnehmung postmodernes, ästhetisches Denken grundsätzlich überhaupt ermöglicht.“ (Orthey 1997, Postmoderne.doc) Angesichts des hier sommerlich Nachgedachten war das wohl etwas optimistisch. Aber es geht ja noch weiter.
Allerdings: Damals wurde auch darüber gestritten, ob wir in der Moderne oder in der Postmoderne sind. Ich zitierte Wolfgang Welsch (1987, S. 175)[3], der als Antwort vorschlug: „Lyotards Kennzeichen ist übernehmbar: Solange die Ablösung der Ganzheit noch als Verlust erfahren wird, befinden wir uns in der Moderne. Erst wenn sich eine andere Wahrnehmung dieses Abschieds – eine positive – herausbildet, gehen wir in die Postmoderne über.“ Ich mutmaßte: „Vermutlich sind wir irgendwo dazwischen – auf den postmodernen „Baustellen“ der Modernisierung von Modernen. Nur – es handelt sich um Wanderbaustellen: es gibt kein Entrinnen aus dem ‚Dazwischen‘. Kaum überwunden geglaubt, erscheint es immer wieder neu zwischen Faktizität und Reflexivität. Die Existenz des Nicht-Darstellbaren existiert.“ (Orthey 1997, Postmoderne.doc)
Statt Bitterkeit über die für viele unerwartete Renaissance der Einheitserzählungen und gerne genommener, manchmal schwer erträglich Vereinfachungen an den Rändern der abgehängten Gesellschaft, also eine Spur Optimismus. Die Arbeit mit Differenz ist eine Dauer- und eine Wanderbaustelle. Alles hat seinen Preis. Nicht nur die Regierungsarbeit der Ampelregierung zeigt ihn. Manche zahlen ihn gerne, andere posten Schwachsinn dazu. „Differenzen bilden“, sie haben also Bildungswert. Aber diese Prozesse brauchen auch ihre Zeit. Das ist der Preis.
Und das bedeutet übrigens auch: permanente Störung. Ich mutmaßte deren Wert eher darin, dass sie „die skeptisch-distanzierende Befragung auf Dauer stellt“ (Orthey 1997, Postmoderne.doc, S. 27). Das, was da entsteht, muss auch ausgehalten werden können, individuell, gesellschaftlich, kulturell. Und es muss – nicht zuletzt auch zeitlich – gehandhabt werden können. Insofern ist es günstig, dass heutzutage viel nach Resilienz gesucht wird. Hoffentlich wird dabei etwas Brauchbares gefunden. Besonders für diejenigen, die viel Sicherheit brauchen und sie sich einstweilen bei den Polarisierern an den Rändern holen.
Sommerzeit als Zeit zum Nachdenken ist auch die Zeit, um die Flughöhe zu erhöhen und das, was uns da oft so zu schaffen macht, als Teil eines Prozesses oder notwendiger Diskurse zu interpretieren, die ihre Zeit brauchen. Das ist zwar nix für ungeduldige, aber es handelt sich von weiter oben betrachtet um wertvolle Zeitverluste. Zumindest dann, wenn die Saat des derart diskursiv geklärten irgendwann aufgeht – und: bessere Zeiten ermöglicht. Das, was da so nervt, was stört oder verstört, was schwer zu ertragen ist, was manchmal Böse oder zumindest blöd erscheint, ist Teil eines gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses. Und dass dieser heutzutage in den oft gescholtenen medialen Kanälen möglich ist, das ist eine sehr gute Nachricht. Dass derart gestaltete und manchmal auch verunstaltete Demokratisierung anstrengend ist, das ist eine Nebenwirkung, die gerne in Kauf genommen werden kann – und muss. Auch nach diesem Sommer.
„Der Zorn und Kummer,
den wir durch die Handlungen der Menschen empfinden,
sind härter für uns als diese Handlungen selbst,
über die wir uns erzürnen und betrüben.“ (Marc Aurel)[4]
Gute Zeiten!
***
[1] „Sie schlugen und vertrugen sich. Süddeutsche Zeitung Nr. 202, Samstag/Sonntag, 02. und 03. September 2023
[2] Orthey, Frank Michael: Zeit der Modernisierung. Hirzel Verlag, Stuttgart 1997 (mit CD-Rom)
[3] Welsch, W.: Unsere postmoderne Moderne. Weinheim 1987
[4] Marc Aurel, Selbstbetrachtungen (Τὰ εἰς ἑαυτόν), entstanden vermutlich 170-180 n. Chr. 11,18. Übersetzt von Albert Wittstock, 1879
***
Hören Sie doch in Ihren Sommerzeiten mal in den ORTHEYs-Zeitzeichen Podcast hinein:
Oder Sie schökern in den Zeitzeichen:
ZEITZEICHEN
Ein ABC unserer Zeit.
ISBN 978-3-7504-3216-1
€ 19,99 [D] incl. MwSt.
Erhältlich bei BoD: https://www.bod.de/buchshop/zeitzeichen-frank-michael-orthey-9783750432161
0 Kommentare