Über das Ende als Anfang. Oder: „Anfang und Ende reichen einander die Hände“
Angefangen hat es genaugenommen beim Schlussmachen. Beide wissenschaftliche MitarbeiterInnen bei Prof. Karlheinz A. Geißler (Berufspädagogik) an der Universität der Bundeswehr in München, war Astrid beauftragt, den neuen Kollegen Frank in die damals noch großen Geheimnisse des PCs einzuweisen und einzuarbeiten – also ihre Kompetenz und Erfahrung mit ihm zu teilen, so der schlaue Chefplan 😉 Dies geschah bei der Redaktion des Buchs „Schlusssituationen. Die Suche nach dem guten Ende“ von Karlheinz Geißler (Chef). Beide teilten wir private Schlusssituationen und kamen uns, Schicksale und Leid teilend, am Ende derart näher, das sich ein neuer Anfang abzeichnete. Das war 1991.
Nach diesem guten Ende teilten wir immer mehr Zeit miteinander. Zuerst noch beim Arbeiten …
Neben wissenschaftlicher Arbeit und der Arbeit mit Studierenden teilten wir zunehmend auch die beginnende praktische Arbeit mit Gruppen in Seminaren. Deren Wurzeln liegen in den didaktischen Themen: Gestaltung von Anfangs- und Schlusssituationen in Lehr-/Lernprozessen und der Steuerung dessen, was dazwischen liegt. Das waren unsere Einstiegsthemen – zunächst in gewerkschaftlichen Qualifizierungskontexten. Bald teilten wir die Leitungsarbeit mit Gruppen im Profitbereich, zunächst mit Kommunikations- und Konfliktthemen, dann mit der Zielgruppe der Führungskräfte. Konzeptberatung für Lehr-/Lernkonzepte entwickelte sich ausgehend von unserem universitären Arbeitsschwerpunkt zum ersten Fokus der Beratungsarbeit.
Der Aufbau eigener Beratungs- und Gruppenleitungskompetenz erfolgte parallel zur praktischen Arbeit mit Gruppen und der Arbeit an der Universität, wo wir uns bis 1998 treu eine Stelle teilten. Zwischen einem Führungskräftetraining und der Exkursion mit Studenten zu einem berufspädagogisch-historischen Kongress heirateten wir im September 1995 – und teilten fortan umso mehr.
Zwischenzeitlich arbeiteten wir immer häufiger mit anderen Kolleginnen und Kollegen in Gruppenleitung und Beratung zusammen (und zeitweise auch eher selten gemeinsam). Arbeitsschwerpunkte entwickelten sich weiter und es entstanden eigenständige Produkte, so z.B. die Ausbildung unternehmensinterner Coaches in einem Großkonzern durch Astrid. Ursprünglich war die Leitungsarbeit klar gruppendynamisch orientiert. Später gewann sie eine eigenständige Form, die diese Arbeitsweise mit Selbstorganisationselementen koppelt, die systemisch reflektiert waren und die mit dazu anschlussfähigen Ansätzen, wie z.B. aus der Transaktionsanalyse oder dem Psychodrama ergänzt wurden. Um lebendige Lern- und Entwicklungsprozesse im Dialog zu ermöglichen.
Neben langjährigen gewachsenen Kooperationsbeziehungen mit Großunternehmen und Non-Profit-Organisationen war uns die längerfristige Arbeit mit Gruppen und Einzelpersonen ein wichtiges Anliegen, z. B. in der Begleitung von Teams und Einzelpersonen im Coaching oder in einer 2-jährigen Führungskräfteausbildung für Gewerkschaftsfunktionäre in Österreich, der „Zukunftsakademie“ – eine Arbeit und eine Herzensanlegenheit, die wir über 25 Jahre teilten und 2024 in die Hände junger KollegInnen übergeben haben.
In unserer Arbeit versuchten und versuchen wir immer wieder neue Themen in Theorie und Praxis zu eröffnen. Das waren in der Vergangenheit u.a. die „TOI“ (Themenorientierte Improvisation), „Bildungsmanagement“ und „Lernsupport“ (Forschungs- und Veröffentlichungsprojekt), „Cross Mentoring Coaching“, „systemisches Führen“ und – auch mit Blick auf das eigene Älterwerden – „Creactive Aging“, das aktuell einen neuen praktischen Arbeitsschwerpunkt markiert. Die Zeitforschung („Zeitumstellung“ und „Zeitzeichen“) ist ein wichtiger Fokus der Arbeit von Frank Orthey – und eine Dokumentation der eigenen systemischen Entwicklung. Im Ortheys-Blog teilen wir dieses Denken.
Unsere eigene Weiterqualifizierung war uns ein geteiltes Anliegen. Das umfasst akademische Qualifikationen, z.B. Franks Habilitation (Lehrbefähigung für „Erziehungswissenschaften mit Schwerpunkt berufliche Bildung“) an der Universität Bielefeld und größere praxisorientierte Ausbildungen, z.B. Astrids Supervisionsausbildung (DGSv) oder ihre Mediationsausbildung (trigon). Das Kompetenzbüdel wird angereichert durch Zusatzausbildungen und Weiterbildungen u.a. zu den Themen Beratung, Transaktionsanalyse, Psychodrama, Beratung und Mediation und Online-Coaching und -Beratung.
Im Jahre 2001 haben wir zur Erweiterung professioneller Optionen das BeraterInnen- und TrainerInnennetzwerkes SoVal („Sofie & Valentin“) mitgegründet. Hier sind wir mit über 30 KollegInnen aus Österreich, der Schweiz, Italien und Deutschland aus unterschiedlichen professionellen Arbeitskontexten vernetzt. Dies trägt seither immer wieder neue Früchte. Einen wichtiger Knoten der Vernetzung zum Thema Zeit, für das sich Frank viel Zeit nimmt, ist timesandmore, das Institut für Zeitberatung.
Und wenn wir mal nicht arbeiten, dann teilen wir beide gemeinsames Genießen: Astrid leidenschaftlich beim Kochen, Frank beim Hand-Werkeln an seinen alten Fahrzeugen und Musikinstrumenten, beim Musizieren an der Kirchenorgel, beide gemeinsam beim Mountainbikefahren in unserer oberbayerischen Heimat oder in der Historischen Formel Vau Europa e.V., die Frank von 2007 – 2017 als Vorsitzender leitete und deren Ehrenvorsitzender er heute ist. Astrid ist seit Sommer 2022 in der Leitung der Tölzer Tafel engagiert. Und wir teilen immer noch viel mitanand – und mit anderen. Die Geschichte dessen, was wir teilen, geht weiter.