In den vergangenen Wochen ist einiges repariert worden in den ausgangsbeschränkten, zwangsweisen Familien-Coworking-Spaces, wo das ein oder andere unter einem Dach zu Bruch ging. Mangels Konsummöglichkeiten wurde mal wieder selbst Hand angelegt: gemeinsam das Sohnemann-Fahrrad gerichtet (Fahrradladen zu), defekten Staubsauger (zum Leidwesen der reinigungsbeauftragten jüngeren Haushaltsangehörigen) instandgesetzt, Nähmaschinen (dringend fürs Maskennähen gebraucht) wieder zum Leben erweckt, wackligen Gartentisch neu stabilisiert und zerbrochenes Bein nachgebaut (großes Staunen und Lob bekommen). Und siehe da. Ging doch – und hat Spaß gemacht.
Nun, da der Einzelhandel wieder geöffnet hat, schaut es so aus, als würde viel geschaut, aber eher wenig gekauft. Was ist los? Deutet sich da was an? Kehrt die verpönte Reparatur etwa als Ersatz für den bislang präferierten Neukauf ins Alltagsleben zurück? Wird der Konsum nach der äußerlich heruntergefahrenen Konsummöglichkeit nun innerlich zurückgefahren? Und wird nun stattdessen wieder gerichtet, instandgesetzt, erhalten, restauriert, rekonstruiert, repariert?
Haben Sie bemerkt, wie wenige Reparaturen heutzutage im öffentlichen Raum angeboten werden? Früher gab es: Schuhreparatur, Reparaturen von Waschmaschinen, Radios, TV-Geräten, Uhren usw. Was es alles so gab, das rief einen Reparaturdienstleister auf den Plan, der dies im Ladengeschäft mit angegliederter Reparaturwerkstatt anbot. Fast alles davon ist weg. Geblieben sind Autoreparaturen, die allerdings kaum noch von den Herstellern getätigt werden (die wechseln nach der „Service-Annahme“ standardisiert nach Fehlerspeicherausgabe Baugruppen und verkaufen dann einen Neuwagen), sondern eher in den Hinterhofwerkstätten oder jenseits der Grenzen, wohin die Unfall- und Altersschäden von zahllosen Transportanhängern zur Reparatur gebracht werden für ein zweites langes Leben. Hier und da winkt zudem noch die verheißungsvolle Handyreparatur. Was statt schwindender Reparaturläden aus dem Boden schießt, das sind Shops für den schicken Neukauf (natürlich auch online, denn das geht aller Zeiten und an jedem Ort schneller).
Reparaturen, das ist was für (ewig) Gestrige oder für diejenigen, die kein Geld haben für was Neues – oder für Entwicklungsländer. Das ist eine Folge des galoppierenden Konsumkapitalismus, dessen Schattenseiten angesichts der Krise in den Blick genommen werden. Das immerhin ist eine positive Folge. Aber ob da noch was zu reparieren ist?
Diese Frage stellen sich heutzutage eher wenige Menschen – außer verschrobene Zurückgebliebene oder handwerklich ambitionierte schräge Dilettanten – oder es geht um viel Geld, z.B. bei antiken Uhren, Autos oder Antiquitäten. Wenn die wochenlang zwischen zwei improvisierten Homeoffices eingezwängten Kinder beim ungehemmten Ballerspiel das Familienerbstück – eine Vase von erheblichem Wert – zerdeppert haben, ja, dann vielleicht denken Menschen (mit Schrecken) ans Reparieren. Ansonsten gilt meist Ex und Hopp – und alles neu.
Dabei steckt in der Reparatur vieles, was uns zu denken (und zu tun!) geben könnte – aber womöglich wollen wir das (Denken?) nicht, oder es wird uns weisgemacht, dass es das nicht braucht. Was wir da verpassen? Dazu hier einige Denkanstöße:
- Die Reparatur fördert die Auseinandersetzung. Wenn ich etwas repariere, dann erfordert das eine Auseinandersetzung mit dem Gegenstand, den ich reparieren möchte oder muss. Ich setzte mich mit seiner Funktionslogik auseinander und verstehe, wie etwas (gerade: nicht mehr) funktioniert. Damit bleibe ich nicht an der Oberfläche wie beim Konsum (mit einem Klick ist alles neu!), sondern ich gehe in die Tiefe, setze mich eingehend auseinander. Was bei der Reparatur notwendigerweise erfolgt – die eingehende Auseinandersetzung – ist ein Modell für einen differenzierten Zugang zur Welt. Ich setze mich auseinander, gehe notwendiger weise auf etwas ein, erkunde manuell die „Eigentümlichkeit“ eines Gegenstandes – statt oberflächlich zu kaufen und wegzuwerfen (politisch korrekter: zu entsorgen). Und dies in einer nicht destruktiven, sondern in einer konstruktiven Logik. Es geht ja darum, eine Funktion wiederherzustellen. Mittels eigener Verstehensmöglichkeiten und der Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Hände. Die Auseinandersetzung beginnt dabei beim Auseinanderbau, dem Zerlegen, bei dem die erste Verstehensschleife der Funktion und der Störung einsetzt. Das Betrachten der zerlegten einzelnen Teile und die Rekonstruktion und Erkennen ihres Zusammenwirkens stellt eine zweite Schleife des Verstehens dar. Die dritte Schleife der Auseinandersetzung richtet sich auf den Defekt, die Störung und auf mögliche Ursachen. Viertens geht es dann um Planung der Reparaturschritte, um benötigte Teile und (Ersatz-) Materialien. Fünftens dann die Ausführung der eigentlichen Reparatur durch Ersatz oder Nachfertigung der defekten Teile, sechstens folgt der Zusammenbau und siebtens die hoffentlich erfolgreiche Funktionsprüfung. Gute Reparateure dokumentieren für sich (innerlich oder auch schriftlich) die Erfahrungen der Auseinandersetzung im Rahmen der Reparatur. Solche eingehenden Auseinandersetzungen stünden auch anderen Themen unseres Lebens und Arbeitens ganz gut zu Gesicht. Wie das geht, das können wir von der handwerklichen Reparatur lernen.
- Reparieren fördert die Empathie. Die Reparatur stärkt und entwickelt die Fähigkeit der Beziehung zur Welt und zu den Menschen. Wer nur konsumiert und wegschmeißt, denkt kaum an Tiere, denen in den Weltmeeren der Abfall des Konsums zu schaffen macht. Wenn ich repariere, lasse ich mich ein. Dieses bewusste Sich-Einlassen auf etwas Anderes rückt das eigene Selbst zurecht – manchmal auch zurück – zugunsten von anderen und dem Gegenstand, mit dem ich mich beschäftige. Stimmigkeit entsteht nach der amerikanischen Familien- und Psychotherapeutin Virginia Satir in einer Ausgewogenheit zwischen Ich-Bezug, dem Bezug zu anderen und dem Bezug zum jeweiligen (sachlichen) Kontext. Selbst etwas für jemanden anderen zu reparieren, das kann sehr stimmig wirken. Was es dazu notwendigerweise braucht, ist eine empathische Annäherung an die innere Funktionslogik des Gegenstands. Wie hängt und spielt was in Anhängigkeit zu anderem womit zusammen? Erst wenn ich das verstanden habe, kann ich erfolgreich reparieren. Schlaumeier, die auf den ersten Blick wissen, was fehlt, scheitern oft mit fatalen Ergebnissen, die eine weitere Reparatur verunmöglichen: Totalschaden. Menschen, die sich einlassen, sind erfolgreiche Reparateure. Sie lassen sich dabei zudem auf sich selbst – und häufig auch auf andere ein: für die oder mit denen gemeinsam sie reparieren. Im Reparieren verdichtet sich die Fähigkeit zur Empathie – und sie wird weiterentwickelt, je stärker ich mich einlasse. Das ist ein gutes Training für empathisches Verhalten – auch über die handwerkliche Reparatur hinaus. „Der geistige Nutzen der Reparatur liegt darin, dass sie es uns ermöglicht, die Geschichte einer Störung zu lesen und daraus Schlüsse zu ziehen, wie wir sie beheben oder ihr vorbeugen können.“ (Schmidbauer 2020, S. 11)[1] Diese Kompetenz könnte uns auch helfen, innere Störungen zu erkennen, zu lesen, zu verstehen und zu neuen Lösungen zu kommen.
- Reparieren fördert einen angemessenen und flexiblen Umgang mit der Zeit. Ich nehme mir beim Reparieren diejenige Zeit, die die Reparatur braucht – und das ist übrigens meistens mehr als geplant. Das rückt oft zeitliche Präferenzen und bestehende Planungen zurecht, weil die Reparatur dies erfordert. „Gut Ding will Weile haben“ eben – und das hat Auswirkungen auf das, was zeitlich drumherum gerade nicht passieren kann. Die Reparatur (er-) fordert ihre Zeit. Das ist das gegenständliche Modell des Leitungspostulats der Themenzentrierten Interaktion: „Störungen haben Vorrang.“ Das haben sie sowieso, sie nehmen ihn sich. Etwas geht oder funktioniert nicht mehr. Dann bin ich gut bedient, wenn ich der Störung auch die Zeit und den Raum gebe, die sie braucht – statt weiter zu hudeln ins Bodenlose. Das kann ein Modell für einen störungsfreundlichen Umgang mit der Zeit bieten. Eine praktische Konsequenz kann unter anderem sein, täglich 40 % Pufferzeiten für allfällige Störungen einzuplanen – für die Störungen, die sich sonst ihren Vorrang schon nehmen werden. Und dann muss ich bei allem, was da gerade störend ansteht, auch noch mein Zeitmanagement reparieren. Schade eigentlich.
- Reparieren stellt die authentische Unvollkommenheit über den zerstörerischen Perfektionismus. Patina und Gebrauchsspuren machen sympathisch, sie machen und halten lebendig und erhöhen die Aufmerksamkeit. Da wird hingeschaut, wenn das Leben seine Spuren zeigt, die es hinterlassen hat. Ein solcher Blick erzählt Geschichten, wirft Fragen auf und wirkt häufig kommunikativ anregend. Im Gegensatz zum Perfektionismus, der kühl und distanziert wirkt – und es auch macht. Wenn ich nach perfekter Familie, perfektem Beruf, perfekten Beziehungen und perfekten Gegenständen (Haus, Auto, Boot) strebe, begegne ich der Welt mit einem entsprechenden Mindset. Wenn es denn nicht so perfekt läuft, dann kippt das perfektionistische Konzept häufig in depressive Verzweiflung. „Perfektionismus spaltet das Erleben. Es gibt nur schwarz und weiß.“ (Schmidbauer 2020, S. 48/49). Wer hingegen „eine gekonnte Reparatur betrachtet, kommt dem „stirb und werde“ näher. Es bereitet darauf vor, dass im Leben nie alles glattgeht und wir uns doch immer wieder freuen dürfen, wenn wir ein Hindernis überwunden haben.“ (ebd., S. 48) Das Unperfekte macht sympathisch, das vermeintlich Perfekte erzeugt häufig Wirkungen der Unnahbarkeit. Neuerdings erhöhen Patina und Gebrauchsspuren deshalb wohl auch den Wert, z.B. bei Oldtimern. Da wird sogar – ein Umschlageffekt – in die Erzeugung (!) und in die Konservierung von Patina investiert. Einen klassischen Mercedes 300 SL-Flügeltürer, der besser als neu dasteht, will heute kaum noch jemand. Patina und Gebrauchsspuren stehen dagegen hoch im Kurs. Das ist ein innerlicher – und im letzten Falle auch ein äußerlicher – Charme (Wertsteigerung) von Gegenständen, die die Spuren ihrer Zeit offen und manchmal auch stolz nach außen tragen und zeigen. Das ist viel – mal ganz abgesehen von unschlagbaren Öko- und Klimabilanzen reparierter langlebiger Gegenstände.
- Reparieren lässt kostbare Zeiten entstehen. Ich repariere viel – an meinen alten Autos und Rennfahrzeugen und an vielem, was gerade mal so kaputtgeht. Manchmal starte ich nur zögerlich – irgendwas ist ja immer wichtiger. Wenn ich aber die Werkstatt betreten habe und ein paar (sinnfreie) Handgriffe getan, die erste zielgerichtete Tätigkeit begonnen habe, dann kommt ein gleichwie zeitloser Zustand im Versinken in der Tätigkeit, in ihren Um- und Irrwegen. Die Zeit fühlt sich anders an. Es ist Aktionszeit in versunkener Ruhe. „Die Befriedigung, die der Möglichkeit entspringt, sich mit handwerklichem Können konkret in der Welt Geltung zu verschaffen, verleiht dem Menschen bekanntlich Ruhe und Gelassenheit. Sie scheint ihn von dem Zwang zu befreien, seinen Wert mit wortreichen Interpretationen seiner selbst begründen zu müssen. Er kann einfach darauf zeigen: das Gebäude steht, das Auto fährt, die Lampen brennen.“ (Crawford 2010, S. 26)[2] Dahinter stecken kostbare Zeiten, die deshalb gerne erzählt und immer wieder herbeigesehnt werden. Zeiten beim Reparieren wirken für manche/n wie für andere Meditation und Kontemplation.
- Reparieren schafft Erfolgserlebnisse und Anerkennung. Menschen streben nach Selbstwirksamkeitserfahrungen. Identität braucht das Erleben des Selbst im Erfolg und sie braucht die Anerkennung von außen. Daran wächst Identität, das sogenannte „Selbst“. Wenn jemand bewundernd vor dem Reparaturergebnis stehen bleibt und sich nach Materialien, Vorgehen und Werkzeugen erkundigt, dann ist das schon eine schöne, eine wohltuende Anerkennung (angesichts der ganzen Krisenerlebnisse bei der Reparatur). Und wenn er dann noch mit einem „Respekt, gut gemacht“ von dannen geht, dann entstehen gute Gefühle – Gefühle, die weit wertvoller sind als solche, die entstehen, wenn protzige Konsumprodukte vermeintliche Anerkennung durch interessierte Blick finden (welcher Depp kauft sich denn sowas?).
- Reparieren ist Hand-Werk. Mein Papa ist Handwerker, Zimmermeister. Er schaffte etwas mit seinem Kopf – in der Planung, der Zeichnung, dem Aufriss – und setzte es dann mit seinen Händen um. Das habe ich immer beeindruckend gefunden und es von allerfrühestens Kindesbeinen an gemacht: gebaut, konstruiert, realisiert. Bald waren es reparaturempfindliche Fahrzeuge, zunächst selbstentworfene und gebaute Seifenkisten, die dann bald eine Motorisierung erhielten. Und dann ging die Sache mit den Reparaturen los. Und hörte nimmer auf. Ich legte gerne Hand an. Manchmal ungeschickt, aber auch gelegentlich mit Hand- und Fuß. Ich mochte und mag „Handwerk“. In die Werkstatt zu gehen und haptisch etwas zu machen, zu reparieren, das ist Nahrung für die Seele. „Der Handwerker ist stolz auf das Produkt seiner Arbeit und behandelt es mit Respekt, während sich der Konsument in rastlosem Streben nach immer neuem laufend durchaus brauchbarer Dinge entledigt.“ (Crawford 2010, S. 29)
- Reparieren macht Freude. Avanti dilettanti! Wo endet das denn bitte? Es endet sicher nicht bei den vielen perfektionistischen Burn-Out-Opfern aus den Führungsetagen der Profis. Es könnte bei denjenigen enden, die heutzutage vergessen oder zumindest verkannt werden: bei den Dilettanten. Ja, der „Dilettant“ als Gegenbild des omnipotenten und allgegenwärtigen Profis, der mit Vergnügen so manches repariert, was sich als Aufgabe für die zahllosen Professionellen nicht rechnet. Aber bitte …, „Dilettanten“ …? Wer hat die Glühbirne erfunden, die Relativitätstheorie, das Internet aufgezogen? Alles Dilettanten. Natürlich wissen wir Profis heute meist nicht mehr, dass der Dilettant, den wir mittlerweile mehr oder weniger zum Pfuscher gemacht haben, sich von „diletto“, der Freude, ableitet. Avanti dilettanti! Reparieren macht Freude.
Es gibt zarte Indizien, dass Reparieren wieder („in Mode“) kommt. Neben vielen Initiativen (Reparatur-Treffs, Reparier-Bars oder Repair Cafés), die das Reparieren fördern[3], scheint sich auch politisch etwas zu bewegen. Was in Belgien längst Konzept ist, das soll in Deutschland jedenfalls in größerem Maße möglich werden.[4] Vielleicht ist ja durch unsere aktuellen Beschränkungen und Begrenzungen und der damit verbundenen Reparaturerfahrungen auch neue Lust hinzugekommen.
Ob eine Reparatur der Gesellschaft möglich ist, das ist eine offene Frage. Was dafür spricht: Sie – die Gesellschaft – liegt schon mal zerlegt in ihre Einzelteile vor uns da. Und wir haben tiefe Einblicke in ihre Funktionsweisen und -zusammenhänge, die wir vorher nicht hatten. Das wäre eine gute Voraussetzung, um sich mit den defekten Stücken mal eingehend zu beschäftigen und sie dann unter Optimierung einzelner Teile und deren Zusammenspiel wieder neu zusammenzusetzen. Die Patina darf, soll und muss dabei schon sichtbar sein und bleiben, aber die Funktion kann angepasst „besser“ sein als zuvor.
Leider machen sich aktuell statt einer solchen Logik der Reparatur, die still, zurückhaltend und bescheiden daherkäme, wieder die eine Zeitlang ruhiggestellten Muster der Konsumgesellschaft breit. Da wird Empörungs- und Forderungsrhetorik be- und getrieben, keine Verschwörungstheorie ist zu platt, um sie medial zu vervielfachen. Auch seriöse Kreise fordern unentwegt und immer lauter die Rückkehr zur sogenannten Normalität und – natürlich – zum Wachstumskonzept der Konsumgesellschaft.
Reparateure fürchten es: Tief versunken in die Reparatur tauchen Zaungäste auf. Geben schnell Diagnosen, Tipps und Ratschläge. Diese schnellen Durchblicker und Besserwisser bringen den Reparateur raus aus seiner Reparatur, die vor allem Geduld und Gelassenheit im ständigen Widerspruch braucht. Der Reparateur pendelt zwischen Vertrauen und Zweifel, zwischen Wissen und Nichtwissen. Seine Ressource ist das Dilemma: So oder so, tauschen, instandsetzen, ersetzen, lassen, so wie es ist oder was ganz anderes ausprobieren? Der „Besserwisser“ zerstört die Möglichkeiten dieses unauflösbaren Widerspruchs, den der Reparateur durch pragmatische – vorläufige – Entscheidungen löst: Mal schauen, ob es funktioniert. Wenn nicht, dann ist das die Information für eine (nochmalige, abermalige) Veränderung. Der Reparateur – und sie auch – lebt im Widerspruch von Wissen und Nichtwissen. Und daraus entstehen Lösungen – schwer auszuhalten, aber ein Erfolgsrezept. Und ja, klar: Besserwisser hätten es gleich gewusst. Der Reparateur stöhnt entnervt auf.
Gerade (vermeintlich) der Zerstörung entronnen, werden gesellschaftlich die offenbar wenig angerosteten Mechanismen der Selbstzerstörung aktuell wieder angeworfen und von Durchblickern und Besserwissern auf Hochtouren gebracht. Statt mit Geduld und Gelassenheit zu reagieren, nachzudenken und: zu reparieren. Im Vertrauen und mit dem gleichzeitigen Zweifel, ob das was werden wird.
Genießen Sie die Zeiten bei Ihrer nächsten Reparatur!
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[1] Das aktuelle und lesenswerte Buch zum Thema: Schmidbauer, Wolfgang: Die Kunst der Reparatur. Ein Essay. Oekom Verlag, München 2020
[2] Crawford, Matthew B.: Ich schraube, also bin ich. Vom Glück, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen“. Ullstein Buchverlage, Berlin 2010
[3] Vgl. dazu zum Beispiel: https://www.reparatur-initiativen.de/neuigkeiten
[4] Im Jahr 2002 schlossen sich in Belgien 66 „Re-Use“-Läden zur Marke „De Kringwinkel“ zusammen. Die Regierung erkannte das Potenzial und verlangte Standards per Gesetz: Im Jahr 2015 sollte jeder Bürger Flanderns fünf Kilogramm an wiederverwertbaren Waren pro Jahr kaufen. Mehr dazu hier: „Die Reparatur-Revolution. Weiternutzen statt wegwerfen.“ So der Titel einer ZDF-Dokumentation. Zu finden unter: https://www.zdf.de/gesellschaft/plan-b/plan-b-die-reparatur-revolution-100.html
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Für diejenigen, die Geduld und Gelassenheit genug haben, diese herausfordernden Zeiten zwischen der ein oder anderen Reparatur mit Lesen zu füllen, gibt es meine „Zeitzeichen“, ein „ABC unserer Zeit“. Dort finden Sie Texte (ähnlich diesem) und Impulse für gute Zeiten, z.B. zu den Stichworten: Abschluss – Anfang – Augenblick – Auszeit – Beschleunigung- Chillen – Dauer – Eigenzeit – Eile – Endlichkeit – Entschleunigung – Ewigkeit – Fastenzeit – Gelassenheit – Hektik – Knappheit – Langeweile – Langsamkeit – Moment – Muße – Naturzeit – Pause – Qualitätszeit – Rasten – Rituale – Schnelligkeit – Sofortness – Sommerzeit – Stau – Takt – Rhythmus – Trödeln – Uhr – Unterbrechung – Urlaubszeit – Vergleichzeitigung – Warten – Weile – Wiederholung – Zeitfenster – Zeitfresser – Zeitmanagement – Zeitmangel – Zeitverlust – Zeitwohlstand – Zukunft – Zwischenzeit.
Gute Zeiten!
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